Klimawandel - sind wir noch zu retten? Fakten-Folgen-Konsequenzen


"Wir leben über unsere Verhältnisse"
GIZ-Vortrag über den Klimawandel

Die Frage nach dem Klimawandel beantworten Forscher schon seit über 60 Jahren eindeutig und zeigen wissenschaftlich eine Theorie der Erwärmung auf. Damals schon konnte  Charles David Keeling nachweisen, dass die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre durch intensive Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe ansteigt. Meteorologische Aufzeichnung und Meerespegelmessungen liefern zudem eindeutige Indizien, dass diese Zunahme erheblich durch die industrielle Revolution befeuert wurde. Aktuellen Schätzungen zu Folge ist der Trend des Ausstoßes von Treibhausgasen zunehmend und wird von aktuell 36 Milliarden Tonnen pro Jahr bis zum Jahr 2100 auf über 100 Milliarden Tonnen ansteigen. Entsprechend Keelings "Hockeystick-Kurve" bedeutet das dann einen Anstieg der weltweit durchschnittlichen Temperatur auf 3,2 bis 5,4 Grad. Dieser Anstieg hat erhebliche Auswirkungen auf die Eismassen an den Erdpolen und auf Permafrostböden. Alles in allem ist ziemlich eindeutig, dass in manchen Bereichen schon jetzt die ökologischen Belastungsgrenzen erreicht sind. Am Aussterben der Arten oder an Häufungen von Wetterphänomenen ist dies bereits jetzt spürbar. Dabei wirken sich die heute ausgestoßenen Gase erst in ein bis zwei Generationen aus, was die Menschheit jetzt noch in vermeintlicher Sicherheit wiegen könnte.

Über diese zahlreichen Facetten eines bereits voll im Gange befindlichen Klimawandels referierte Dr. Wolfgang Schlüter mit seinem GIZ-Vortrag " Klimawandel - sind wir noch zu retten?" vor komplett vollem Saal im Observatorium Wettzell. Schlüter freute sich, dass das Thema doch so viele Zuhörer lockte obwohl meist sehr kontrovers damit umgegangen wird. Hintergrund der Erwärmung ist der Treibhauseffekt. Er ist eigentlich dafür verantwortlich, dass es überhaupt Leben auf unserem Planeten gibt. Sonnenenergie wird dabei wegen Treibhausgasen in der Atmosphäre nicht komplett wieder abgestrahlt und dadurch kann sich auf der Erde eine durchschnittliche Temperatur von 14 Grad Celsius einstellen. Ohne diesen Prozess würde die Temperatur etwa bei -18 Grad liegen. Nehmen die Treibhausgase zu, erwärmt sich der Planet und umgekehrt. Eiskernuntersuchungen von Bohrungen an den Polen ermöglichen die Messung des eingeschlossenen Treibhausgases CO2 und zwar in Schichtungen der letzten 400.000 Jahre. Dabei ist sichtbar, dass die Erde immer wieder Phasen der Erwärmung und Abkühlung durchlaufen hat. Zwischen Kalt- und Warmzeiten variierte der Kohlendioxidgehalt zwischen 200 und 300 pars per million, das entspricht einem Anteil von 0,02% bis 0,03% in der Atmosphäre. Der aktuell gemessene Kohlendioxidgehalt liegt aktuell über 400 pars per million. Der Anstieg ist anhand der Isotopenzuordnung heute eindeutig  dem Verbrennen fossiler Brennstoffen und damit menschlichen Handeln  zuordenbar.

Modellrechnungen zeigen dabei besorgniserregende Entwicklungen. Regierungen haben dies bereits Ende der 1970er Jahre erkannt und Klimakonferenzen einberufen. Als ein Durchbruch kann das Pariser Abkommen von 2015 gesehen werden. Damals hatte man sich auf eine Reduktion der Erwärmung auf 1,5 Grad im Jahr 2100 festgelegt. Soll aber nur der später gesetzte Wert von 2 Grad eingehalten werden, dürfen abgeschätzt nur noch insgesamt 750 Gigatonnen Klimagas in die Atmosphäre gelangen. Bei einer Weltbevölkerung von 7 Milliarden Menschen hätte jeder Einzelne noch ein Klimaguthaben von 109 Tonnen. Hierzulande werden pro Kopf im Jahr ca. 11 Tonnen CO2 produziert. Bereits in neun Jahren wäre so das Klimaguthaben eines Deutschen Bürgers aufgebraucht.  Schon in Deutschland wird man aber seine gesetzten Ziele nicht erreichen. Der größte Anteil davon stammt von unserem Warenkonsum (fast 4 Tonnen), gefolgt von Heizung, Kraftfahrzeug und Ernährung. Auch der Flugverkehr schlägt immer noch mit knapp einer  Tonne zu buche. Wollte man das hehre Ziel der Erwärmungsbegrenzung erreichen, wären im Jahr 2050 nur noch 2 Tonnen Ausstoß pro Kopf und Jahr erlaubt.

Eine strikte Umsetzung würde sich deshalb auch in einer Umwandlung ökonomischer Strukturen zeigen müssen. Denn unbegrenztes Wachstum ist den Klimazielen wenig zuträglich. Dabei geht es nicht um das Für und Wider zu einem Tempolimit. So fasst Dr. Schlüter emotional zusammen: "Es geht um die Zukunft unseres Planeten, unserer Kinder und Enkel." Oder wie es die 15-jährige Greta Thunberg bei ihrer Rede beim EU-Klimagipfel auf den Punkt bringt: "Ihr behauptet, Eure Kinder zu lieben. Trotzdem raubt Ihr ihnen vor ihren eigenen Augen die Zukunft." Starke Worte aus dem Munde eines Kindes. Zum Abschluss warben Dr. Schlüter und Dr. Segerer von der Zoologischen Staatssammlung München noch dafür, dass jeder seinen Beitrag leisten könne und verwies auf ein Volksbegehren zur Rettung der Bienen und Artenvielfalt in Bayern vom 31.01. bis 13.02.


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