NNSS/TRANSIT stand in den 60er Jahren zunächst für die Navigation der amerikanischen Atom-U-Bootflotte zur Verfügung. Bereits Mitte der 60er Jahre wurde es in den USA und Kanada für zivile,
großräumige Vermessungsaufgaben genutzt. Erst ab 1975 kam es in Europa zum Einsatz. Einige Universitäten und wissenschaftliche Institute in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern
beschafften sich Empfangsgeräte, um eigene Forschungsarbeiten durchzuführen.
Gleichzeitiges Messen an verschiedenen Standorten erlaubte eine deutliche Steigerung der Genauigkeit. Systemfehler, die sich auf alle Positionen gleich auswirken, heben sich auf, wenn man die
Koordinatendifferenzen zwischen den Bodenpositionen betrachtet.
Um möglichst viele Positionen simultan zu besetzen, entwickelte sich eine sehr gute Kooperation unter den Institutionen. Es wurden gemeinsame nationale und internationale Messkampagnen
organisiert, bei denen das Institut für Angewandte Geodäsie (das heutige Bundesamt für Kartographie und Geodäsie) eine federführende Rolle hatte.
Seit Mitte der 70er Jahre wurden zahlreiche Doppler Messkampagnen durchgeführt, um geozentrische Koordinaten für Vermessungspunkte abzuleiten. Die Punktgenauigkeiten betrugen wenige Dezimeter, was bereits die Ergebnisse der klassischen Triangulation deutlich übertraf.
Messkampagnen In Europa:
EDOC 1, EDOC 2, EROS-DOC, TIMEDOC
In Westdeutschland und Östereich:
DÖDOC, HOTDOC
Im Nordseebereich:
NORSDOC, SEADOC
Mit dem Satelliten-Dopplerverfahren hatte man erstmals die Möglichkeit, vorhandene Vermessungsnetze, die bei den Bundesländern in Deutschland oder den europäischen Nationalstaaten vorlagen, neu
zu vermessen. Vergleiche der herkömmlichen Koordinaten mit den neuen Ergebnissen aus Satellitenmessungen deckten systematische Fehler auf. Sie ermöglichten aber auch eine zuverlässige Bewertung
der unterschiedlichen Messmethoden. Vollständige Triangulationsnetze lagen weltweit nur in Europa vor. Es konnten daher Aussagen zur Genauigkeit und zur Wirtschaftlichkeit gemacht werden, was von
breitem internationalem Interesse war.
EDOC 1, die erste Europäische Dopplermesskampagne, wurde 1975 durchgeführt. Ziel war es, erste Erfahrungen mit der Technik zu sammeln und die internationale Kooperation anzuregen. In weiteren
gemeinsamen Messkampagnen wurden weit ausgedehnte Festpunktfelder mit Punktgenauigkeiten, wie sie mit klassischer Triangulation nicht erreichbar waren, vermessen.