Zwei vom gleichen Schlag
GIZ-Vortrag über Erde und Mond
Wohl kein anderer Himmelskörper bewegt uns Menschen und unsere Gemüter mehr als unser Mond. Teils muss unser ständiger Begleiter für wüste Ideen herhalten und doch hat er einen immerwährenden
Einfluss auf unseren Heimatplaneten. Beide kreisen um einen gemeinsamen Schwerpunkt. Die Erde überträgt dabei Energie auf den Mond und schiebt ihn immer weiter von uns weg. Der Mond bremst dafür
die Erde in ihrer Rotation ab. Er ist zumeist trocken und staubig. Die Erde erstrahlt hingegen im Blau der Meere und ist voller Leben. Geologisch hingegen verbindet beide dieselbe
Entstehungsgeschichte, so dass die Geburt beider auf ein gemeinsames Ereignis zurückgeführt werden kann. Zahlreiche dieser spannenden Fakten verband am vergangenen Donnerstag Dr. Thomas Klügel
vom Geodätischen Observatorium Wettzell zu einem interessanten Vortrag mit dem Titel „Die Erde und der Mond – ein unzertrennliches Paar“, der das Vortragsprogramm des Fördervereins Geodätisches
Informationszentrum Wettzell e.V. für dieses Halbjahr abrundete.
Als Geburtsstunde des „unzertrennlichen Paars“ wird heute ein kosmisches Ereignis angesehen, das etwa 60 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems stattfand. Es wird angenommen, dass
zu dieser Zeit ein Planet, dem man den Namen „Theia“ gab, mit der Proto-Erde kollidierte. Bei diesem enormen Zusammenstoß, dem Giant Impact, wurde ein Teil der Erdmaterie herausgeschleudert und
verband sich zusammen mit einem Teil von Theia zu unserem heutigen Mond. Entsprechend dieser mittlerweile gängigen Theorie war dies die Geburt sowohl unserer heutigen Erde als auch des
Mondes.
Der studierte Geologe Dr. Klügel konnte in seinem Vortrag hierzu auch schlüssige Beweise anbringen, die diese Theorie von anderen Entstehungsgeschichten abhebt. Entscheidend dafür war, dass man
Informationen über den Mond gewinnen musste. Dies begann bereits sehr früh mit optischen Beobachtungen, bei denen man hell leuchtende Hochtäler, die Terrae, und aber auch sogenannte Maria, dunkel
erscheinende Tiefebenen, deutlich sah. Erste Beobachtungen mit Teleskopen ab 1609 erschlossen einen ersten, topographischen Blick mit Hinweisen auf Fließstrukturen nach Vulkanismus und
tektonischen Brüchen.
Doch erst die Neuzeit und die Weltraumfahrt erschlossen den Trabanten vollkommen. Bereits 1959, lange vor den amerikanischen Mondlandungen, erkundete die russische Sonde Lunik 3 die
Mondoberfläche. Spätestens aber nach der weltweit übertragenen Mondlandung von Apollo 11 und der weiteren Missionen hatte man zudem auch die Chance, echtes Mondgestein geologisch zu analysieren.
Die erdähnlichen, hauptsächlich basaltischen oder aus Feldspat bestehenden Gesteine geben aber nicht nur Auskunft über ihren Ursprung, zum Beispiel durch vulkanische Aktivitäten. Sie erlauben
mittels radiometrischer Altersdatierung über den Zerfall bestimmter Elemente auch eine Altersbestimmung und zeigen, dass sie unverändert aus der Zeit der Mondbildung stammen. Wegen der fehlenden
Erosion durch Wasser und die heute fehlende Tektonik, also die fehlende Krustenbewegungen, wurden sie nicht verändert. Die Mondkruste wurde nicht wie auf der Erde mehrfach „recycelt“ und neu
gebildet, so dass sie ihr ursprüngliches Alter preisgeben kann.
Mit gemessenen Mondbeben bis zu einer Stärke von 5,5 und aus Schweremessungen mittels Orbitern, die den Mond umkreisen, lässt sich heute zudem auf das Mondinnere schließen. Das heute gängige
Modell mit seinem festen Kern, dem folgenden flüssigen Kern, dem Mantel und der Kruste sieht dabei dem irdischen ziemlich ähnlich. Die heutige, topographische Kartierung des gesamten Mondes, zum
Beispiel durch den Lunar Reconnaissance Orbiter, steht der Kartierung der Erde in nichts nach. Regelmäßige Laserentfernungsmessungen liefern weitere Erkenntnisse über das unzertrennliche Paar,
das sich durch gegenseitige Kraftwirkungen solange voneinander entfernt, bis sie sich in fünf Milliarden Jahren in einer Entfernung von 560000 Kilometern einpendeln und sich in ihrer dann doppelt
gebundenen Rotation für immer gegenseitig nur noch das gleiche Gesicht zuwenden.